Pressemeldungen 2004
- › Salto mortale mit Luftreinhalteplan Würzburg
› Bauerverband verfolgt lediglich Eigeninteressen
› "Wald Bündnis Würzburg Stadt und Land" gegründet
› Bund Naturschutz kritisiert Planungen zu den sog. Arcaden mit Veranstaltungshalle
› "Chance zur Renaturierung der Mainaue wird vertan"
› Wald Bündnis Bayern hat überwältigenden Zuspruch beim Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald"
› Bund Naturschutz kritisiert Grundsatzbeschluss des Marktes Höchberg zum interkommunalen Gewerbegebiet
› Umweltbilanz 2003
› Autofahrer aufgepasst: Die Amphibienwanderung beginnt!
› Raus mit der B 26n aus dem vordringlichen Bedarf!
Salto mortale mit Luftreinhalteplan Würzburg
10.12.2004
Zur Verabschiedung städtischer Luftreinhaltepläne durch die bayerische Staatsregierung (Main-Post-Bericht vom 03.12. 2004: "Wenn den Bürgern der Atem stockt") Einen Todessprung - salto mortale im Wortsinn - vollziehen Stadt Würzburg und Regierung von Unterfranken mit ihrem Luftreinhalteplan 2004, den das Bayerische Kabinett nun verabschiedet hat. Im Mittelpunkt steht der Autoverkehr mit seinen krebserregenden Feinstaubemissionen. Sie sind in Grombühl am höchsten und an der Meßstation Kardinal-Faulhaber-Platz (Stadttheater) sowie anderen Hauptstraßen der Innenstadt für die gesundheitsschädliche Luftverschmutzung verantwortlich. Der Verkehr wird die EU-Grenzwerte auch künftig verletzen, meint das Umweltministerium, wenn die geplanten Gegenmaßnahmen als "Investitionen in die Zukunft" nicht "sofort begonnen werden". Doch wie schauen diese "Gegenmaßnahmen" eigentlich aus?:
A3-Ausbau und Westumgehung verstärken regionale Luftbelastung
Straßenprojekte wie der "heilbringende" A 3-Ausbau und die empfohlene Westumgehung bewirken in Wirklichkeit auch nach Gutachten des Freistaates eine fast doppelt so hohe Zunahme der regionalen Verkehrsbelastung, als es ohne diese Maßnahmen der Fall wäre: 21 statt 11 Prozent Zuwachs bis 2015 im Großraum Würzburg. So wird auf Betreiben der Stadt im Luftreinhalteplan die "regionale Hintergrundbelastung der Luft", gegen die angeblich "die Stadt nichts unternehmen kann", durch jene sogenannten Entlastungsmaßnahmen massiv gesteigert. Dieser "regionale Hintergrund" ist in Würzburg mit 60 Prozent (Kardinal-Faulhaber-Platz) bzw. 77 Prozent (Grombühl, Kopfklinik) an der krebserregenden Feinstaubbelastung beteiligt, sagt der Luftreinhalteplan. Und er gibt zu: für die Entlastung Würzburgs durch den A3-Ausbau sei "eine Quantifizierung allerdings nicht möglich" (S.40). Zudem verwendet der Luftreinhalteplan für die Westumgehung eine längst vom Bundesverkehrswegeplan überholte Trassenvariante!
Luftnummern im Luftreinhalteplan
Viele verkehrliche Maßnahmen des Würzburger Luftreinhalteplans dürfen als Luftnummern oder behördliches Armutszeugnis verstanden werden:
Die Hälfte des Plans listet ein Sammelsurium "durchgeführter", "beschlossener" und "angestrebter" Maßnahmen "zur Verbesserung der Luftqualität" auf - darunter sämtliche Verkehrsprojekte, die lokaler Zeitgeist in den letzten 15 Jahren hervorbrachte - seien sie noch so absurd, unbezahlbar oder kontraproduktiv für Luftreinhaltung und Gesundheitsschutz, wie ein abenteuerlicher Tunnel von der Nordtangente Richtung Rimpar oder ein massiver Stellplatzausbau in der Stadt. Die Bruchlandung des salto mortale bekennt das offizielle Ergebnis vieler Maßnahmen im Luftreinhalteplan: "rechtliche, zeitliche und finanzielle Umsetzbarkeit ist noch nicht überprüft" (S.54, 49), die Wirkung "kann noch nicht beurteilt werden" (S.35) und "Eine Quantifizierung der lufthygienischen Wirksamkeit der Maßnahmen ist derzeit nicht möglich." (S. 35, 40, 43 zweimal, 44, 47, 53).
Der salto mortale des Würzburger Luftreinhalteplans landet von A-Z auf dem Bauch. Daher fordert der Bund Naturschutz anstatt einem Würzburger Wunschzettel, die Formulierung messbarer Ziele und Zeiträume der Schadstoffreduzierung durch realistische Korrekturen der Verkehrspolitik und dafür eindeutige Maßnahmen, Mittelumschichtungen und Erfolgskontrollen zugunsten umweltschonender Verkehrsmittel im Personen- und Güterverkehr. Der BN bietet seine konstruktive Mitarbeit dafür an.
Karin Miethaner-Vent
1. Vorsitzende
Bauerverband verfolgt lediglich Eigeninteressen
16.11.2004
Der Bund Naturschutz kritisiert die Ablehnung des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" durch den BBV-Obmann Hermann Brell. Es ist offensichtlich, dass Eigeninteressen zu dieser Haltung geführt haben, denn der Bauernverband würde gestärkt aus der Forstreform hervorgehen, da ein Teil der Forstämter den Landwirtschaftsämter zugeschlagen werden soll. Sein Einfluss wäre dadurch erheblich gestärkt. Die Behauptung, die Vorschläge des Volksbegehrens würden zu einer "flächendeckenden Extensivierung der Bewirtschaftung führen" ist vollkommen an den Haaren herbeigezogen und muss in das Reich der Märchen verwiesen werden. Richtig ist, dass sich das Volksbegehren für die Beibehaltung des schon begonnenen naturnahen Waldumbaus ausspricht. So wird der Wald insgesamt widerstandsfähiger gegen Sturm, Trockenheit oder Schädlingsbefall. Damit werden erhebliche Kosten gespart. Mit der Forstreform – wie sie der Bauernverband unterstützt – ist der naturnahe Waldumbau jedoch massiv gefährdet, ebenso wichtige Erholungs- und Schutzfunktionen. "Gerade der Staatswald ist eben mehr als nur Holzfabrik", so Steffen Jodl, Geschäftsführer beim Bund Naturschutz Würzburg. Auch der Privatwaldbesitzer sowie Kommunen profitieren vom Volksbegehren. Durch eine 50%-ige Bezuschussung wird die fachlich fundierte Beratung durch Förster gerade den finanzschwachen Kommunen und Städten weiterhin ermöglicht. Falsch ist auch, das Volksbegehren würde die Bürokratie erhöhen. Richtig ist, dass es mit den Vorschlägen des Volksbegehrens durch die Eingliederung der Forstdirektionen in die Regierungen und der Schaffung von Kompetenzzentren für den Wald sogar zu einer Straffung der Verwaltung und damit zu Bürokratieabbau kommt. Gleichzeitig werden gerade im Bereich der Waldarbeit Arbeitsplätze erhalten und nicht, wie durch die Forstreform vorgesehen, gestrichen. Der Bund Naturschutz - Mitglied im Waldbündnis Würzburg Stadt und Land – ruft daher alle Bürgerinnen und Bürger auf, das Volksbegehren zu unterstützen und damit zum Erhalt der Wälder und von Arbeitsplätzen in der Region beizutragen.
Dipl.-Biol. Steffen Jodl
Geschäftsführer
"Wald Bündnis Würzburg Stadt und Land" gegründet
12.10.2004
Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" vom 16.11. bis 29.11.2004
Zur Unterstützung des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" gründete sich das "Wald Bündnis Würzburg Stadt und Land" mit folgenden Organisationen:
- Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (Kreisverband Würzburg),
- Arbeitskreis Arten- und Naturschutz AKAN e. V..
- Bund Naturschutz in Bayern e. V. (Kreisgruppe Würzburg),
- Deutscher Alpenverein e. V. (Sektion Würzburg),
- Distel e. V. – Förderverein für Umwelterziehung,
- Erzeuger-Verbraucher-Initiative EVI e. V.,
- Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (Landesvertretung Bayern),
- Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (Kreisgruppe Würzburg),
- NaturFreunde (Ortsgruppe Würzburg),
- Naturwissenschaftlicher Verein Würzburg e. V.,
- Verkehrsclub Deutschland e. V. (Kreisverband Würzburg).
Die beteiligten Vereine und Verbände rufen alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger auf, sich in der Zeit vom 16.11. bis 29.11. auf Ihren Rathäusern in die dort ausliegenden Listen einzutragen. "Helfen Sie bitte mit, den er-folgreich begonnenen naturnahen Waldumbau fortzuführen und die Erho-lungsqualität unserer Wälder zu sichern", so Edgar Dünninger (1. Vors. der NaturFreunde, Ortsgruppe Würzburg).
Nach den Plänen der Bay. Staatsregierung, sollen die großen Staatswälder in Bayern durch eine vorrangig gewinnorientierte Anstalt öffentlichen Rechts bewirtschaftet und die Forstämter zerschlagen werden. "Mit einer weiteren Rationalisierung und Industrialisierung der Waldwirtschaft will man den kurzfristige Gewinn auf Kosten der Mischwälder, naturnaher Bewirtschaftung, Trinkwasserschutz und Erholungs-möglichkeiten erhöhen", kritisiert Karin Miethaner-Vent (1. Vors. Bund Natur-schutz, Kreisgruppe Würzburg). "Die Investitionen in gesunde Wälder würden drastisch gekürzt, für Gemeinden würde die Bewirtschaftung ihrer Wälder wesent-lich teurer und die unabhängige Beratung der Waldbesitzer abgebaut werden", er-gänzt Armin Amrehn (1.Vors. Landesvertretung Bayern IG Bauen-Agrar-Umwelt).
"Mit dem Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" wird dagegen die Wald-qualität gesichert und, wo Defizite bestehen, verbessert werden.", weiß Bernhard Neckermann (1. Vors. Landesbund für Vogelschutz , Kreisgruppe Würzburg). "Im Gegensatz zu den Vorstellungen der Staatsregierung sichert das Volksbegehren eine nachhaltig naturnahe Waldwirtschaft und vermeidet damit unkalkulierbare Folgekosten für kommende Generationen", so Jürgen Graf (Naturschutzreferent Deutscher Alpenverein, Sektion Würzburg) weiter.
Informationen zum Volksbegehren gibt es beim Bund Naturschutz, Kreisgruppe Würzburg, Luitpoldstraße 7a, 97082 Würzburg,
Tel.: 0931/43972, e-mail: bn-wuerzburg.de und unterwww.volksbegehren-wald.de.
Kernpunkte des Volksbegehrens"Aus Liebe zum Wald"
Die Gemeinwohlaufgaben des Waldes und die große Bedeutung der öffentlichen Wälder für Trinkwasserschutz, Hochwasserschutz, Bodenschutz und Artenvielfalt werden im Waldgesetz verankert. Die Gemeinwohlaufgaben müssen in Zukunft im Staatswald vorrangig und unabhängig vom Holzverkaufserlös erfüllt werden.
Die Privatisierung des Staatswaldes wird auf Dauer ausgeschlossen.
Die Privatwaldberatung erfolgt weiter durch den unabhängigen und dem Gemeinwohl verpflichteten Förster.
Bürokratie und Hierarchien werden abgebaut, in dem die Forstämter als Kompetenzzentren für den Wald gesichert werden. Die Forstdirektionen werden verschlankt und als Abteilungen in die Regierungen eingegliedert, was zu Kostenreduzierungen führen wird.
Die Waldwirtschaft wird konsequent naturnah ausgerichtet und der Grundsatz Wald vor Wild durchgesetzt. Die Körperschaftswälder erhalten eine besondere Förderung, da sie ebenfalls vorrangig die Gemeinwohlaufgaben zu erfüllen haben.
Drei Schritte zum Volksentscheid
1. Schritt: Antrag auf Volksbegehren
Im ersten Schritt wird ein begründeter Antrag beim Staatsministerium des Inneren eingereicht. Hierfür braucht es die Unterschrift von 25.000 Stimmberechtigten als Unterstützung. Das Staatsministerium des Inneren prüft die rechtliche Zulässigkeit und gibt die Eintragungsfristen für das Volksbegehren spätestens 6 Wochen nach Antragseingang bekannt. Die Eintragungsfrist beginnt 8 bis 12 Wochen nach der Bekanntgabe.
2. Schritt: Das Volksbegehren
Innerhalb einer Frist von 2 Wochen müssen sich 10 % der Stimmberechtigten auf den Ämtern eintragen (Amtseintragung). Dies sind etwa 920.000 bayerische Bürgerinnen und Bürger. Amtseintragung bedeutet dabei, dass sich die Bürger hierfür in den Gemeindeämtern ihrer Gemeinde/ Stadt für das Volksbegehren eintragen müssen. Erst ein erfolgreiches Begehren führt zum abschließenden Volksentscheid!
3. Schritt: Der Volksentscheid
Rechtsgültige Volksbegehren werden binnen 3 Monaten im Landtag behandelt. Wenn der Landtag das Volksbegehren nicht als Gesetz annimmt, erfolgt binnen weiterer 3 Monate der Volksentscheid. I.d.R. legt die Staatsregierung einen alternativen Gesetzentwurf zur Abstimmung mit vor. Für die Annahme eines Gesetzentwurf per Volksentscheid genügt die einfache Mehrheit.
Dipl.-Biol. Steffen Jodl
Geschäftsführer
Bund Naturschutz kritisiert Planungen zu den sog. Arcaden mit Veranstaltungshalle
24.09.2004
Verfahrensablauf
Der Bund Naturschutz kritisiert das gesamte Planungsverfahren als Irreführung der Bürger, der beteiligten Behörden und Verbände sowie als Verharmlosung des Vorhabens. Im Raumordnungsverfahren lagen unzureichende Unterlagen mit anderem Inhalt als tatsächlich geplant vor. So war in den Unterlagen nicht berücksichtigt, dass die Veranstaltungshalle nordöstlich des Quellenbachparkhauses gebaut werden soll. Auch wurde versucht gravierende Probleme als nebensächliche Details aus dem Verfahren herauszuhalten, wie den Denkmalschutz des Ringparkes auf der gesamten Fläche oder die Trinkwassergefährdung (Bahnhofsquellen).
Trinkwassergefährdung
Aus den neusten Planunterlagen geht klar hervor, dass die Fundamente der Halle, des neuen Busbahnhofes sowie die geplanten Bohrpfahlwände bis in das Trinkwasser hinein reichen würden, welches auf die Bahnhofsquellen zuströmt. Während der Bauzeit ist geplant, die Bahnhofsquellen vollständig abzuschalten – schon wegen des abenteuerlichen Hotelturmbaues waren sie über ein Jahr abgeschaltet. Diese Quellen liefern seit rund 270 Jahren zuverlässig sauberes Trinkwasser. Eine derart wichtige Trinkwasserquelle darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.
Verkehr
Die Parkplätze für die Veranstaltungshalle sind weiterhin auf den sog. Arcaden geplant. Die Verkehrsbelastungen für die äußere Pleich blieben damit im Wesentlichen erhalten. Insgesamt ist die Verkehrsplanung eine reine Autoplanung, die zu weiteren Flächenverlusten im Ringpark führen wird. Die Verhältnisse für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Personen-nahverkehr (ÖPNV) sind chaotisch und völlig unausgegoren. Es entstünden sogar drastische Verschlechterungen. So müsste man zukünftig, um vom Busbahnhof aus die Straßenbahnhaltestelle nach Grombühl zu erreichen, eine Strecke von rund 600 m (!) über einen Durchstich/Taxistand, den Bahnhofsvorplatz, den Röntgenring und insgesamt drei Ampeln zurücklegen.
Ringpark
Die Breite des Ringparkes beträgt im Bereich des bestehenden Busbahnhofes rund 75 m. Die Verbreiterung des Grünstreifens um ca. 12,5 m gegenüber der bisherigen Planung ist damit völlig unzureichend und bedeutungslos für den Ringpark. Der Zusammenhang des Ringparkes wäre für alle Zeit nicht wieder herstellbar und zerstört.
Karin Miethaner-Vent
1. Vorsitzende
"Chance zur Renaturierung der Mainaue wird vertan"
06.09.2004
Der Bund Naturschutz bedauert das Vorhaben der Stadt Würzburg, am Standort des "Haus des Sports" in der Mergentheimer Straße, durch einen Investor Reihenhäuser errichten zu lassen. Da sich der Standort im Überschwemmungsbereich des Mains befindet, sollen die Wohnbereiche der Anlage gemäß dieser Planung auf Stelzen gebaut werden. Unter den Wohnungen – im Hochwasserbereich - werden Autostellplätze liegen, die bei Hochwasser geräumt werden müssten. "Durch dieses Projekt wird die Chance vertan, dem Main einen Teil seiner Aue und damit Retentionsraum zurückzugeben", so der Bund Naturschutz (BN) in einer Pressemitteilung. "Gerade die extremen Schäden durch Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre haben deutlich gemacht, dass jede Möglichkeit genutzt werden muss, Überflutungsbereiche zu schaffen und freizuhalten. Nicht ohne Grund beginnt daher die bisherige Wohnbebauung erst jenseits der Mergentheimer Straße am Hang", so der BN weiter. Der Bund Naturschutz befürchtet auch, dass sich der Bau von Wohnanlagen mainaufwärts fortsetzen soll. Ob die "Stelzenbauten" zukünftig zum Main hin durch Wände noch gesichert werden müssen, um Beschädigungen gegen Treibgut bei Hochwasser zu verhindern, bleibt abzuwarten. Damit würde man das Korsett für den Main noch enger schnüren.
Dipl.-Biol. Steffen Jodl
Geschäftsführer
Wald Bündnis Bayern hat überwältigenden Zuspruch beim Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald"
01.09.2004
In Rekordzeit über 100.000 Unterschriften für Zulassung des Volksbegehrens gesammelt Das Wald Bündnis Bayern, ein breiter, überparteilicher Zusammenschluss von derzeit 28 Verbänden, hat die erste Stufe für das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald" in Rekordzeit genommen. Über 100.000 Unterschriften sind innerhalb von nicht einmal vier Wochen bayernweit gesammelt und amtlich beglaubigt worden. In Stadt und Landkreis Würzburg wurden insgesamt 2856 Unterschriften gesammelt. "Dies ist ein großer Erfolg für das Waldbündnis in unserer Region", so BN-Kreisvorsitzende Karin Miethaner-Vent. Damit ist die erste Stufe des Volksbegehrens mit wesentlich mehr als der erforderlichen Zahl von 25.000 Unterschriften erfolgreich abgeschlossen. Jetzt muss das bayerische Staatsministerium des Inneren innerhalb von sechs Wochen über die Zulassung dieses Volksbegehrens entscheiden.
Mit dem in Deutschland einmaligen Instrument der bayerischen Volksgesetzgebung will das Wald Bündnis Bayern den Vorrang von Schutz- und Erholungsfunktionen in Staats- und Gemeindewäldern sowie die unabhängige Beratung und Förderung im Privatwald sichern und damit den geplanten "Forstkahlschlag" stoppen. Gleichzeitig wird damit ein bundesweites Signal gegen den drohenden Ausverkauf und die schleichende Privatisierung öffentlicher Wälder gesetzt. Im Wald Bündnis Bayern haben sich unterschiedlichste gesellschaftliche Gruppen von Waldbesitzern, Naturschutzverbänden, Wandervereinen und Gewerkschaften bis hin zu Imkern zusammengeschlossen. Aufgrund der breiten Zustimmung, die das Volksbegehren an hunderten von Informationsständen erfahren hat, sind sie zuversichtlich, auch die zweite Stufe des Volksbegehrens erfolgreich zu meistern. Voraussichtlich ab Ende November müssen sich 10 Prozent der Wahlberechtigten Bayerns innerhalb von 14 Tagen auf den Rathäusern und Gemeindeämtern eintragen, damit es im Frühjahr zum Volksentscheid kommt.
Die Bund Naturschutz Kreisvorsitzende Miethaner-Vent bittet deshalb alle Bürgerinnen und Bürger in Stadt und Landkreis Würzburg, sich im Eintragungszeitraum unter dem Motto zu engagieren: "Zehn Minuten Zeit für den Wald!".
Dipl.-Biol. Steffen Jodl
Geschäftsführer
Drei Schritte zum Volksentscheid
1. Schritt: Antrag auf Volksbegehren
Im ersten Schritt wird ein begründeter Antrag beim Staatsministerium des Inneren eingereicht. Hierfür braucht es die Unterschrift von 25.000 Stimmberechtigten als Unterstützung. Das Staatsministerium des Inneren prüft die rechtliche Zulässigkeit und gibt die Eintragungsfristen für das Volksbegehren spätestens 6 Wochen nach Antragseingang bekannt. Die Eintragungsfrist beginnt 8 bis 12 Wochen nach der Bekanntgabe.
2. Schritt: Das Volksbegehren
Innerhalb einer Frist von 2 Wochen müssen sich 10 % der Stimmberechtigten auf den Ämtern eintragen (Amtseintragung). Dies sind etwa 920.000 bayerische Bürgerinnen und Bürger. Amtseintragung bedeutet dabei, dass sich die Bürger hierfür in den Gemeindeämtern ihrer Gemeinde/ Stadt für das Volksbegehren eintragen müssen. Erst ein erfolgreiches Begehren führt zum abschließenden Volksentscheid!
3. Schritt: Der Volksentscheid
Rechtsgültige Volksbegehren werden binnen 3 Monaten im Landtag behandelt. Wenn der Landtag das Volksbegehren nicht als Gesetz annimmt, erfolgt binnen weiterer 3 Monate der Volksentscheid. I.d.R. legt die Staatsregierung einen alternativen Gesetzentwurf zur Abstimmung mit vor. Für die Annahme eines Gesetzentwurf per Volksentscheid genügt die einfache Mehrheit.
Bund Naturschutz kritisiert Grundsatzbeschluss des Marktes Höchberg zum interkommunalen Gewerbegebiet
12.07.2004
Die Verlagerung des Toom–Marktes war lange Zeit ein Hauptargument für den Markt Höchberg, die Planungen für ein Gewerbegebiet zwischen Höchberg, Eisingen und Kist voranzutreiben. Nachdem nun feststeht, dass der Toom-Markt am bestehenden Standort verbleibt und dort erweitert, wäre die logische Konsequenz die Planungen für das Gewerbegebiet fallen zu lassen. Die Verkehrsproblematik im Bereich der B 27 könnte über einen Kreisverkehr gelöst werden. Gerade angesichts der Tatsachen, dass das Gewerbegebiet eine katastrophale Landschaftszersiedelung auf einer weit einsehbaren Anhöhe darstellen würde (bis Schweinfurt sichtbar!) und gemäß Gewerbeflächenentwicklungsplan für Stadt und Landkreis Würzburg im Umland der Stadt Würzburg genügend leerstehende Gewerbeflächen vorhanden sind, orientiert sich dieser Beschluss wohl an dem Motto "Jetzt erst recht – Augen zu und durch".
Der Bund Naturschutz fordert die Gemeinde Höchberg auf, die Planungen für dieses Gewerbegebiet aufzugeben und endlich die Notwendigkeit des sparsamen Umganges mit Grund und Boden zu akzeptieren. Es macht keine Sinn mit neuen Gewerbeflächen landwirtschaftlich wertvollste Böden zu versiegeln, die Landschaft zu ruinieren und neue Verkehrsströme zu produzieren, wenn gleichzeitig allein in Bayern 13.000 ha (!) voll erschlossene Gewerbegebiete leer stehen.
Dipl.-Biol. Steffen Jodl
Geschäftsführer
Umweltbilanz 2003
16.03.2004
Bund Naturschutz Würzburg - 3600 Mitglieder und Förderer - 32 Ortsgruppen in Stadt und Landkreis Würzburg - 13 Kinder- und Jugendgruppen – eine Lobby für unsere Natur und Umwelt
Umweltbildung mit Phantasie und Vielfalt
Im Jahr 2003 nutzten etwa 2100 Besucher das breit gefächerte Bildungsangebot des Ökohauses Würzburg mit rund 140 Veranstaltungen.
Davon buchten 27 Gruppen das Stadtsafari-Schulprogramm. Auf spielerische Art und Weise lernten die teilnehmenden Kinder z.B. Tierspuren im Wald oder das Leben im Teich und auf der Wiese kennen.
Die angebotenen Naturerlebnis-Kindergeburtstage wurden fünf Mal in Anspruch genommen.
Ein wahres Groß-Event, das "Würzburger Natur- und Kunst-Jahr 2003/04" (vom 23.9.2003 – 22.9.2004) begann im Herbst 2003. Mit zahlreichen Ausstellungen, Workshops, Aktionen und einem Schul-/Kinder-gartenprogramm veranstaltet und koordiniert der Bund Naturschutz ein bundesweit einmaliges Projekt, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz.
Besonders gut angenommen wurde die Natur & Kunst-Ausstellung im Botanischen Garten der Universität Würzburg, aber auch das Natur- und Kunst-Programm für Schulen und Kindergärten war mit 30 gelungenen Aktionen letzten Herbst sehr erfolgreich.
Auch auf der Mainfrankenmesse 2003 kam die Naturkunst gut an. Der Bund Naturschutz bot zahlreichen Künstlern die Möglichkeit, dort im Rahmen einer Ausstellung dieses vielseitige Thema mit den unterschiedlichsten Bildern und Objekten zu präsentieren. Eine Naturkunst-Werkstatt bot zudem jungen Künstlern die Möglichkeit, mit Naturmaterialen ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen.
Eine weitere neue Idee, die der Bund Naturschutz entwickelte und mit verschiedenen Kooperationspartnern (Stadt Würzburg, Botanischer Garten, Schlösser- und Gartenverwaltung, Organische Müllabfuhr OMA e. V.) 2003 realisierte ist der Würzburger Garten- und Parkführer. Der Faltprospekt beinhaltet kurzweilige Beschreibungen der attraktiven Grünflächen Würzburgs (+ Hofgarten Veitshöchheim ) mit einem Stadtplan. Er wurde in einer Auflage von 100.000 Exemplaren herausgebracht und ist im Falkenhaus erhältlich.
In der Agenda 21 wirkte der Bund Naturschutz wieder engagiert mit, z. B. bei Fortbildungsveranstaltungen für Agenda 21-Aktive in Unterfranken – in Kooperation u. a. mit dem Matthias-Ehrenfried-Haus und dem Umweltbeauftragten der Diözese Würzburg.
Eine weitere erfolgreiche Aktion war das Pfingstferienprogramm für Kinder.
Arten- und Biotopschutz auf hohem Niveau – Zukunft gefährdet
Mit dem Projekt "Von der Biotopkartierung zum Biotopverbund – Natur in die Stadt" untersuchte die Kreisgruppe Würzburg die Möglichkeiten eines Biotop- und Grünverbundes in der Stadt Würzburg. Gefördert wurde dieses Projekt durch die Bayerische Glücksspirale.
Zudem wurden wieder ca. 50 ha ökologisch wertvolle Flächen in Stadt und Landkreis Würzburg. In rund 1500 ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden Streuobstwiesen, Schilfflächen und Halbtrockenrasen gemäht (z.B. in den Naturschutzgebieten "Zeubelrieder Moor", "Bromberg-Rosengarten", "Marsberg-Wachtelberg"), Hecken und Bäume gepflanzt, Kopfweiden gepflegt und Gewässer unterhalten. Damit leistete der Bund Naturschutz einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung seltener Tier- und Pflanzenarten sowie des Landschaftsbildes, von dem letztendlich auch alle Bürgerinnen und Bürger profitieren. Zudem hat der Bund Naturschutz auch im vergangenen Jahr wieder in der Vorstandschaft des Landschaftspflegeverbandes Würzburg aktiv mitgewirkt.
Durch die Betreuung von rund 3,5 km Amphibienschutzzäunen bei Wind und Wetter wurden tausende Amphibien vor dem sicheren Straßentod bewahrt. Aufgrund des hartnäckigen Engagements des Bundes Naturschutz wurde an der B 27 bei Höchberg ein Leitsystem für Amphibien mit Untertunnelung fest installiert.
Die vorgesehenen drastischen Einsparmaßnahmen durch die Bayerische Regierung gefährden die Zukunft dieser erfolgreichen Naturschutzarbeit. Zahlreiche Biotoppflege- und Artenschutzmaßnahmen werden nicht mehr bezuschusst. Im Landschaftspflegebereich drohen insgesamt Kürzungen in einer Höhe von 50 %. Als Konsequenz dieser unsinnigen Sparorgie, kann die Kreisgruppe Würzburg im Jahr 2004 keine neuen Zivildienstleistenden mehr einstellen.
Agrarlebensraum gerettet – Flächenverbrauch dennoch ungebremst
Über 36 ha Fläche wären mit der Ansiedlung von IKEA bei Prosselsheim überplant worden. Dies hätte nicht nur zu einer enormen Versiegelung von landwirtschaftlich wertvollsten Böden geführt, sondern auch den Verlust eines Lebensraumes für Tierarten des Offenlandes, wie der Wiesenweihe oder dem Feldhamster, zur Folge gehabt. Die Entscheidung IKEAs das geplante Verteilungszentrum nicht zu bauen, ist daher als positive Entscheidung für Natur und Umwelt zu werten.
An anderer Stelle geht der rücksichtslose Umgang mit Grund und Boden jedoch weiter: So sollen zwischen Gerbrunn und Theilheim rund 300 ha als Vorbehaltsflächen für Gewerbe im Regionalplan ausgewiesen werden, rund um Klingholz bei Giebelstadt sind rund 44 ha in Planung und bei Höchberg sollen weitere rund 50 ha Gewerbegebiete ausgewiesen werden. Dabei übersteigen im Wirtschaftsraum Würzburg "die umfangreichen Potentialflächen den Bedarf um ein Mehrfaches", wie der Gewerbeflächenentwicklungsplan feststellt. Bayernweit stehen 13.000 ha (!) vollerschlossene Gewerbegebiete leer.
Westumgehung keine Entlastung für Würzburg
Obwohl zwischenzeitlich sogar das Bayerische Staatsministerium offiziell bestätigt hat, dass die geplante Westumgehung von Würzburg keine spürbare Entlastung für Würzburg bringen wird, werden die Befürworter dieser autobahnähnlichen Straße nicht müde diese unsinnige Trasse durch die Landkreise Main-Spessart und Würzburg als notwendige Entlastung für Würzburg zu fordern. Scheinbar gegen die Wahrheit resistent geworden, werden der Würzburger Bevölkerung gerade von der Stadt Würzburg auf grob fahrlässige Weise weiterhin falsche Versprechungen gemacht, die zu einer bitteren Enttäuschung führen werden. Auch die Bürgerinitiative "Wir Menschen haben Vorrang" verschließt sich hartnäckig vor der Wahrheit und arbeitet so lediglich der Straßenbaulobby in die Hände.
Mülltourismus durch Überkapazität im MHKW
Das Müllheizkraftwerk leidet mit seinen drei Öfen unter einer chronischen Mangelauslastung aufgrund einer Überkapazität von nahezu 100 %. Der Bund Naturschutz (BN) sah dies voraus und kritisierte schon in der Planungsphase des 3. Ofens die angesteuerte Überkapazität. Nun wird Müll aus Mittelfranken und der Rhön in Würzburg verbrannt, um die Öfen auszulasten. Der Mülltourismus floriert. Gleichzeitig stiegen die Verbrennungsgebühren deutlich an. Die Kosten für diese absehbare Maßlosigkeit zahlen wieder einmal die Bürger und die Umwelt.
Aus Müllgebühren finanziert wird auch der vom Würzburger MHKW aus gegründete Bundesverband der Müllverbrennungslobby, die ITAD, mit einem zweiten Büro in Brüssel, um die Gesetzgebung europaweit im Sinne der Müllverbrennung zu beeinflussen.
Mainausbau gegen Natur und Umwelt
Gegen Natur und Umwelt wurde der Mainausbau im vergangenen Jahr fortgesetzt. Eingriffe in wertvolle Uferbereiche machten vielen Anwohnern erstmals deutlich, welche Auswirkungen dieser unsinnige Mainausbau auf Natur und Umwelt hat. Zu denken gab auch der Umgang mit Baggergut, der z. B. im Bereich der Kalten Quelle bei Heidingsfeld abgelagert wurde.
Hotelturm-Bau gefährdet Trinkwasser
Obwohl die sensible Lage im Zustrom auf die Quellen und nur wenige Meter über dem genutzten Trinkwasserstrom bekannt war, wurden der Investorengruppe der gigantische Bau mit entsprechenden Fundamenten, Tiefgarage und – unter schrittweisem Zurückweichen der Behörden bei angeblich unvorhersehbaren technischen Schwierigkeiten – immer neue Nachfristen und eingriffe in den Untergrund genehmigt. So wurden die Bahnhofsquellen nicht nur für drei Monate, sondern für über ein Jahr lahmgelegt, und nur die reichlichen Wasservorräte des Winters 2002/2003 verhinderten Schlimmeres. Die dauernden Eingriffe in den Untergrund stellen für die Zukunft eine anhaltende Gefährdung dar.
Ringpark-Bebauung geplant
Für den Bau und die Finanzierung der sogenannten "Würzburg-Arkaden" nebst Veranstaltungshalle am Bahnhof soll ein Stück Glacis verkauft und mit einem mehrere Stockwerke hohen Shopping-Center überbaut werden. Damit wäre der denkmalgeschützte grüne Ring um die Würzburger Innenstadt - dessen Erhaltung durch über 100 Jahre gegen jeden Spekulationsversuch eine großartige Leistung der Würzburger Stadtplanung ist(!) – durchbrochen (und womöglich weiteren "Notverkäufen" Tür und "Tor geöffnet).
gez. Karin Miethaner-Vent | gez. Steffen Jodl | gez. Klaus Isberner |
1. Vorsitzende | Geschäftsführer | Bildungsreferent |
Autofahrer aufgepasst: Die Amphibienwanderung beginnt!
16.03.2004
Jetzt ist es wieder soweit. Voraussichtlich in den nächsten Tagen werden zahlreiche Amphibien den Weg aus ihren Winterquartieren zu den Laichgewässern antreten. Weil ihre angestammten Wanderwege aber häufig von Straßen zerschnitten sind, kommen viele Amphibien "unter die Räder".
Als Gegenmaßnahme errichten freiwillige Helferinnen und Helfer des Bundes Naturschutz auch dieses Jahr wieder Amphibienschutzzäune (insgesamt über 3,5 km) an den betroffenen Straßenabschnitten, gehen diese Zäune an den folgenden Abenden Schritt für Schritt ab, sammeln die Amphibien ein und tragen diese auf die andere Straßenseite oder in Ersatzlaichgewässer. Mehr als 10.000 Amphibien (v. a. Kröten) wurden so im vergangenen Jahr von Mitgliedern des Bundes Naturschutz vor dem sicheren Straßentod gerettet.
Häufig sammeln unsere Helferinnen und Helfer bis tief in die Nacht und sind somit ebenfalls den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt. Um Unfälle zu vermeiden, bitten wir daher alle AutofahrerInnen, die entsprechenden Geschwindigkeitsbeschränkungen und Hinweisschilder mit dem Amphibienzeichen zu beachten und besonders vorsichtig zu fahren. Vor allem folgende Straßen sind betroffen:
im Landkreis Würzburg:
- Ortsverbindung Randersacker - Lindelbach
- Ortsverbindungen Rimpar - Güntersleben - Gramschatz
- Ortsverbindung Reichenberg - Kist
- Ortsverbindungen von Greußenheim nach Hettstadt, Uettingen und Oberleinach
- Ortsverbindung Leinach - Zellingen
- Ortsverbindung Erlach - Kaltensondheim
- Kleinrinderfeld/Limbachshof
- Verbindungsstraße Heidingsfeld - Winterhausen
in der Stadt Würzburg:
- Hinteres Steinbachtal, Würzburg
- Dürrbachtal, zwischen den Stadtteilen Ober- und Unterdürrbach
Dipl.-Biol. Steffen Jodl
Geschäftsführer
Raus mit der B 26n aus dem vordringlichen Bedarf!
12.02.2004
Begründungen:
1. Kein Bedarf für eine B 26n:
- Die Prognose von 36000 Kfz/24h, die zur Aufnahme der B26n in den vordringlichen Bedarf führte, ist nach wie vor nicht nachvoll-ziehbar. Keiner der von uns aufgezeigten Verfahrensmängel konnte bislang ernsthaft widerlegt oder gar ausgeräumt werden. Es ist unfassbar wie man alle Kategorien von Fehler und Lapsi bemühen kann, um die Darstellung der B 26n im vordringlichen Bedarf zu rechtfertigen ("schlafender Verkehrszähler", "vermut-liche Eingabefehler in den Computer" etc. ... )
- Laut amtlicher Prognose für die A3 bis 2015/2020 werden auch ohne die B26n bei Würzburg lediglich Höchstwerte von bis zu 100 000 KfZ/24h erwartet, d.h. deren bereits begonnene Ausbau auf 6 Fahrstreifen reicht bei weitem aus. *
- Die A7 zwischen AD Werneck und AK Biebelried ist noch aufnah-mefähig. Ihr Ausbau auf sechs Fahrstreifen steht im weiteren Be-darf und hält Kapazitäten weit über 2015 vor.*
- Der vordringlichen Bedarf des 1. Bauabschnittes der B26n bis Karl-stadt kann bis weit über 2015 nicht verkehrswirksam werden, in dem Sinne wie vorgesehen.
- Ergänzend wurde erwähnt, dass es unerklärlich sei, dass der Aus-bau der A3 im vordringlichen Bedarf bei Schlüsselfeld ende, also eine Ausbaulücke bis Erlangen bleibe.
*Diese Widersprüche zeigen sich auch in einer Antwort (12.01.04) von Herrn Innenminister Beckstein auf eine schriftliche Anfrage im Land-tag.
Die Aufnahme der B26n in den vordringlichen Bedarf der Bedarfs-liste des BVWP erfolgte nicht wegen wirklicher Erfordernisse durch den Verkehr
2. Zur Umweltverträglichkeit:
In der Projektbeschreibung wird für die B26n ein sehr hohes Umwelt-risiko attestiert. Nach dem Verfahren des BVWP muss dies zur Ein-stufung in Projekte mit "natur-schutzfachlichem Planungsauftrag" führen.
Die Europäischen Schutzgebiete "natura 2000" (Flora-Fauna-Habitate, Vogelschutzgebiete) wurden nur mangelhaft berücksichtigt, dies trifft v.a. auf die potentiellen FFH-Gebiete nach EU-Kriterien zu. ( Fehler Bayerns in den Bund-Länder-Gesprächen). Die Vorbehalte des Bun-desamtes für Naturschutz wurden übergangen. So ist die tatsächliche Betroffenheit solcher Schutzgebiete viel höher, als in der Projektbe-schreibung angegeben ist.
Wenn man jetzt die Unterquerung des Mains ins Spiel bringt kann man das aus verschiedener Sicht werten: Zum einen als eine Beschwich-tigung, (wir umgehen alle Probleme), zum andern als besonders aus-geprägte Sturheit, mit der man das Projekt um jeden Preis durch-bringen will.
Die Zurücknahme des im Entwurf des BVWP vorgesehenen naturschutzfachlichen Planungsauftrages ist nicht begründet.
3. Zusätzliche Verkehrsbelastungen in der Region:
Die BI hat schon immer betont, dass die Westumgehung der Region nur zusätzliche Belastungen, nirgendwo aber tatsächliche Entlas-tungen bringen würde. Die Raumwirksamkeitsanalyse hat dies klar bestätigt.
Mittlerweile gesteht man auch ein, dass Würzburg keine spürbare Entlastung bekommen wird. Für die BI schon vor Jahren eine klare Aussage.
Die dritte Säule der Würzburger BI gegen die Verkehrsbelastungen findet kein Fundament. Die beiden anderen Säulen müssen tragfähig gemacht werden.
Ähnlich sind die Verhältnisse im Werntal. Auch hier hat man mit Ent-lastungen gelockt, die niemals eintreten werden.
Welches Ausmaß an Belastungen entsteht, kann man erahnen, wenn man betrachtet, in welchem Korridor der Verkehr fließen soll: Arnstein-Büchold, Karlstadt-Stetten, Karlstadt-Laudenbach, Himmelstadt, Hettstadt, Greußenheim, Waldbüttelbrunn, Eisingen und Waldbrunn würden die Leid tragenden sein. Aber auch die Gemeinden im Maintal würden durch Zubringerverkehr schwer belastet.
4. Die B 26n eine Fehlinvestition
Angesichts der bereits offiziell erkannten, schwerwiegenden Umwelt-konflikte ist mit einer wesentlichen Verteuerung zu rechnen (u.a. Unter-querung des Mains bei Karlstadt). Dieser Sachverhalt aber auch die Kosten für Anschlussstellen und Zubringer sind in der Nutzen-Kosten-Analyse nicht eingearbeitet. Sinnvoller und effektiver ist die Verwen-dung des eingeplanten Geldes für Ausbau- und Lärmschutzmaß-nahmen an bestehenden Strecken. Speziell an der Verkehrssituation der Stadt Würzburg erkennt man, dass einerseits Investitionen für gigantische Projekte geplant sind, die am Bedarf der Menschen vorbei gehen. Man hat aber kein Geld, wenn es um die dringend erforder-liche, rasche Verbesserung des ÖPNVs im Raum Würzburg geht. Hier sind Bund und Land mit großzügigen Unterstützungen gefordert, die den Menschen Mobilitätsqualität aber auch Wohnqualität bringen.
Gez.
Wolfgang Rupp