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Kreisgruppe Wü

Baumscheiben-Patenschaft am Peterplatz

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Als Initiator des Projekts „Baumscheiben-Patenschaften in Würzburg“ war von Anfang an klar: Wir wollen auch eine eigene Patenschaft – und wir wollen die Öffentlichkeit an unseren Erfahrungen teilhaben lassen. Deshalb berichten wir hier regelmäßig, wie es unserer Baumscheibe im Laufe des Jahres so ergeht und was wir bei der Pflege Schönes und vielleicht auch Frustrierendes erleben und lernen.

Phase 0: Die passende Baumscheibe finden

Das Schwierigste bei der Suche nach einer passenden Baumscheibe war die Frage „Woher kriegen wir Wasser?“. Wir wohnen alle über die Stadt verteilt und wollten eine Baumscheibe an einem zentralen Platz, damit möglichst viele Menschen sie sehen.

Unser Wunsch: eine Baumscheibe am Peterplatz, einem schönen, großen Platz, an dem viele Menschen vorbeikommen. Aber woher das Wasser nehmen? Eins unserer Mitglieder kennt den Besitzer des naheliegenden Restaurants Auflauf. Eine freundliche Anfrage später und wir dürfen unsere Gießkannen dort füllen. Auch die Kirchengemeinde St. Peter und Paul spendet uns Wasser. Was ein Glück, jetzt haben wir schon zwei Möglichkeiten, um Wasser zu holen! Ganz herzlichen Dank an die Unterstützer.

Phase 1: Die Patenschaft wird offiziell

Nach einer kurzen Besprechung mit dem Gartenamt vor Ort ist alles geklärt und wir bekommen den Vertrag zur Unterschrift geschickt. Seit dem 1. Februar 2023 ist der AK Stadtnatur nun offizieller Baumscheibenpate. Juchuuu! Sobald das Wetter passt, wollen wir loslegen.

Phase 2: Wir bereiten den Boden vor

Am 17. März bereiten wir die Fläche vor. Wir sammeln Kronkorken, Zigarettenstummel, Glasscherben, Papierchen und zwei Hundehaufen ein – und legen los. Zuerst heben wir mit dem Spaten vorsichtig die Grasnarbe ab, danach lockern wir den Boden oberflächlich auf. Und zwar vorsichtig, denn wir wollen ja keine Wurzeln beschädigen.

Ein kurzer Besuch am nächsten Tag: Wir finden neue Glasscherben (die Reste von zwei Weingläsern mit Stiel). Das darf doch nicht wahr sein! Wir beschließen, ein vorläufiges Schild anzubringen, damit die Menschen sehen, dass diese Baumscheibe kein Mülleimer mehr ist, sondern auf dem Weg, ein buntes Blumenbeet zu werden.

Phase 3: Wir setzen die ersten Pflanzen ein

Unsere Pflanzen sind da! Am 22. März beginnen wir, unsere Baumscheibe zu bepflanzen. Und die Passantinnen und Passanten reagieren ganz unterschiedlich auf uns. Manche schauen einfach nur, andere nehmen uns gar nicht wahr und wieder andere sprechen uns an und wollen wissen, was wir hier tun. Zwei freundliche Fahrer eines Getränke-LKW spendieren uns sogar drei Flaschen Limonade. Unsere frischen Pflänzchen bekommen aber natürlich auch etwas zu trinken, sechs Gießkannen voll Wasser holen wir vom Auflauf. Geschafft!

Das haben wir gepflanzt:
Weißer Nesselkönig (Lamium orvala 'Alba'), Rote Lichtnelke (Silene dioica), Storchschnabel (Geranium sanguineum 'Album'), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora 'Rubra'), Ausdauernder Lauch (Allium senescens subsp. Senescens ), Ziest (Stachys officinalis 'Hummelo'), Glänzender Gamander (Teucrium x lucidrys).

Da die Stauden erst noch wachsen müssen, wir aber gerne von Anfang an etwas Blühendes wollten, haben wir zusätzlich noch Hornveilchen (Viola Cornuta) und Vergissmeinnicht gepflanzt.

Phase 4: Wir ergänzen noch Pflanzen aus eigenen Gartenbeständen

Unsere Baumscheibe hat zwar schon tolle Pflänzchen bekommen, aber sieht noch nicht richtig gefüllt aus. Daher haben wir noch in unseren eigenen Gärten nach passenden Pflanzen gesucht – und wurden fündig: Kriechender Günsel (Ajuga reptans), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Samtnelke (Lychnis coronaria), Muskatellersalbei (Salvia sclarea), Echte Kamille (Matricaria recutita), Rosa Fetthenne (Sedum telephium) und Mauerpfeffer (Sedum acre) haben wir Anfang April noch eingepflanzt.

Bei der Pflanzenauswahl haben wir speziell heimische und insektenfreundliche Pflanzen gewählt. In der Theorie sollte nun das ganze Jahr über immer etwas Blühen und im Winter etwas Grünes auf unserer Baumscheibe stehen. Wie gut das in der Praxis funktioniert, werden wir sehen. Denn ob unseren Pflanzen der Standort wirklich gefällt, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Hoffentlich sehen unsere Pflanzen auch bald so aus:

Phase 5: Wir warten ab

Unser Gießdienst steht bereit, hatte bisher aber nur zwei Gießeinsätze, da es immer wieder mal regnet. Eingegangen ist bis jetzt noch nichts und die Pflanzen werden langsam größer. Jepp!

Müll, außer mal eine Zigarettenkippe oder ein Bonbonpapier, haben wir auch keinen gefunden. Aufgrund des Aussehens anderer Baumscheiben in der Stadt hatten wir mit allem möglichen gerechnet, insbesondere mit Hundehaufen. Rumgetrampelt wird in unserem Beet auch nicht. Es freut uns sehr, dass die Passantinnen und Passanten unsere Baumscheibe achten. Das Schild von der Stadt ist hierbei sehr hilfreich, wie uns auch andere Baumpatinnen und -paten bereits berichtet haben. Den anderen Baumscheiben am Peterplatz geht es leider nicht so gut. Fahrräder und Müll sind da ein großes Problem. Ob sich mit der Zeit auch für sie Patinnen oder Paten finden?

Phase 6: Der Sommer ist da und es muss gegossen werden

Der Mai zeigte sich trocken und freundlich, aber leider mit wenig Niederschlag. Also bekam unser Gießdienst allmählich Arbeit. Der sonnige Juni mit 24 Tagen über 25 Grad Celsius Höchsttemperatur forderte unsere Pflanzen und uns heraus. Die Erde wurde hart und wir mussten regelmäßig aufhacken.

Was wir gemerkt haben: Mit den grünen Gießkannen des Bund Naturschutz in der Hand fällt man auf. Viele Spaziergänger und Kirchenbesucherinnen wurden dadurch aufmerksam auf die Baumscheibe und das Schild. Es ergaben sich immer wieder nette Gespräche wie diese:

„Ich komme täglich hier vorbei, die Baumscheibe ist ein Gewinn für den Platz.“

„Schön, dass sich jemand liebevoll kümmert."

Ein Passant spendete sogar 50 Euro! Erfahrungen wie diese sowie die Freude und das Lob von anderen motivieren uns zum Weitermachen.

Zum Glück wurde es Ende Juni wieder feuchter und auch im Juli gab es immer mal wieder Regen, sodass unser Gießdienst nicht mehr ganz so viel zu tun hatte. Trotzdem haben wir feststellen müssen, dass auch in regenreicheren Wochen immer mal wieder jemand gießen muss. Denn die Baumkrone hält einiges an Regen ab, sodass bei den Pflanzen unserer Baumscheibe nicht so viel Wasser ankam, wie wir dachten. Daher heißt es auch an Tagen mit kleineren Regenschauern: fleißig gießen!

Leider gibt es auch eine nicht so schöne Nachricht: Es sind nicht alle Hundebesitzerinnen und -besitzer rücksichtsvoll. So haben wir uns angewöhnt, immer mit Hundetütchen zur Baumscheibe zu gehen. Wenn wir Hunde an der Baumscheibe sehen, sprechen wir die Besitzerin oder den Besitzer an. Leider reagieren einige wenige sehr unfreundlich und da ist es toll, wenn andere Passantinnen und Passanten mithelfen, die Person zu überzeugen, dass es nicht gut ist, den Hund auf den Pflanzen rumtrampeln lassen.

Seit Mitte Juli hat die Stadt Fahrradständer am Peterplatz angebracht. Unsere Nachfragen waren erfolgreich! Auf den Baumscheiben stehen nun kaum mehr Räder, an den Ständern kann man sie ja auch viel besser ansperren.

Phase 7: Sommer und Herbst

Unsere Pflanzen haben ihren ersten Sommer zum größten Teil überlebt. Dass die Pflanzen im ersten Jahr nicht so stark wachsen, ist normal, schließlich müssen sie sich nach der Pflanzung erst mal verwurzeln und an den Standort gewöhnen. Im nächsten Jahr werden sich die Lücken zwischen den Pflanzen sicher schließen. Nicht so gut hat der Storchschnabel (Geranium sanguineum 'Album') funktioniert und auch für den Glänzenden Gamander (Teucrium x lucidrys) ist der Standort eher nicht geeignet. Richtig gut haben sich die Große Fetthenne (Sedum telephium) und die Scharfe Fetthenne (Sedum acre) entwickelt, beides Pflanzen, die Trockenheit und Sonne lieben. Die Große Fetthenne als Spätblüher und der Ausdauernde Lauch (Allium senescens subsp. senescens) haben noch den ganzen September geblüht.

Eigentlich wollten wir noch Astern als Hingucker für den Herbst pflanzen, aber wir hatten im Frühjahr zur Staudenpflanzzeit keine Pflanzen bekommen. Wir haben es dann doch noch probiert und in die Lücken Astern gepflanzt.

Phase 8: Vorbereitungen für die Winterruhe und das Frühjahr

Allmählich werden die Nächte kälter und der Herbst beginnt. Gießen ist immer seltener nötig und die Pflanzen stellen ihr Wachstum ein. Wir machen auf jeden Fall mit unserer Baumscheibe weiter. Als Nächstes pflanzen wir die Zwiebeln für die Frühblüher ein. Wilde Tulpen, Krokusse und Schneeglöckchen sind geplant. Im Frühjahr müssen wir sehen, welche Stauden den Winter überlebt haben und was wir eventuell nachpflanzen müssen.

Unser aktuelles Fazit: Beim Gärtnern braucht es Geduld. Nach dem ersten Jahr sieht unsere Baumscheibe leider noch nicht aus wie ein wildes, verwuchertes Bienenparadies. Aber wir haben einen guten Anfang gemacht!

ENDE

Weitere Informationen zur Baumscheibenbegrünung gibt es hier.