BN-Appell an Würzburger Stadtrat: Kein Einknicken vor Knauf
Zahlreiche Mängel und Widersprüche hat der BUND Naturschutz (BN) beim Studium der Planunterlagen schon herausgearbeitet. Diese werden aktuell in einer umfassenden Stellungnahme zusammengestellt. Entgegen den Versprechen der Firma Knauf, ist aus Sicht des BN ein sicherer Trinkwasserschutz mit einem Untertagebau nicht gewährleistet. „Dass Knauf nun versucht, die Stadt Würzburg und die Politik insgesamt unter Druck zu setzen, indem von einem Überdenken der wirtschaftlichen Aktivitäten in Bayern im Falle einer Ablehnung des Gipsbergwerkes gewarnt wird, ist ungeheuerlich“, so Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg. „Knauf sollte endlich auf Recycling-Produkte und Alternativstoffe umstellen, um so Arbeitsplätze zu sichern und Trinkwasser zu schützen“, so Steffen Jodl weiter.
Ausführungen zu Alternativen und Recycling:
Eine effektive Kreislaufwirtschaft und nachwachsende Rohstoffe sollten die Einwegstraße des Abbaus von Gips aus der Natur ersetzen, denn diese wachsen nicht nach, werden mit dem Abbau weniger. Zudem führt der Abbau häufig zu Eingriffen in Natur und Umwelt. Im Vergleich zu unseren Nachbarländern wird in Deutschland noch sehr wenig Gips recycelt. In einer Steigerung und Förderung des Gips-Recyclings liegt großes Potential.
Der REA-Gips aus Entschwefelung der Kraftwerke hat in Deutschland Naturgips kaum ersetzt, jedoch die Gipsproduktion in Deutschland seit 2010 mehr als verdoppelt. Ein hoher Exportanteil von 2 Millionen Tonnen pro Jahr (gut 20 Prozent) war die Folge, ebenso wie die Entwicklung neuer Gipsprodukte (ProMineral GmbH, 1999: REA-Gips in Deutschland und Europa; Kölner Stadtanzeiger 10.09.2001: Auf dem Markt ist jede Menge Gips).
Geht es nach der Gipsindustrie, soll dieses hohe Niveau beibehalten werden. Dabei könnten die Firmen auf entsprechende Alternativen umsteigen. 90 Prozent des Gipses in Deutschland wird in Baustoffen verwendet. Doch Bauen geht auch ohne Gips. Länder ohne Gipsvorkommen, wie beispielsweise Skandinavien, machen dies vor. Die Firmen könnten zu Naturgipsersatzstoffen greifen, die aus einem intelligenten Material-Mix bestehen:
1. 50 Prozent des Gipses wird in Deutschland für Platten verbraucht (VDI, Januar 2025: Einsatz von Trockenbauelementen, S. 18). Diese können vollständig durch nachwachsende Rohstoffe, insbesondere Strohplatten, ersetzt werden. Das Umweltbundesamt UBA weist in einer Studie 10 Millionen Tonnen Strohüberschuss pro Jahr aus und Strohplatten sind bereits auf dem Markt. Für höhere Brandschutzklassen ist ein dünner Putz auf den Platten aus Lehm oder Kalk ausreichend. Ein ehemaliges Gipsabbau-Unternehmen aus dem Südharz wirbt bereits mit dem „Strohpanel“ als ökologische Alternative zu Gipskarton (Deutsche Bauzeitung, 08.07.2022: Stroh statt Gipskarton).
2. 50 Prozent deutscher Baugipse werden zu etwa gleichen Teilen in Putzen, Estrichen und Zement verarbeitet. Diese Produkte können auch aus Lehm, Kalk oder Recycling-Gips hergestellt werden. Lehm und Kalk sollten als mineralische Stoffe aber sparsam eingesetzt werden. Lehm wird vom größten deutschen Hersteller nur sekundär aus anderweitig entstehenden Gruben, wie Baugrundstücken, gewonnen. Solange aktuell noch immer 1,20 Millionen Tonnen Gips- und Anhydrit pro Jahr netto exportiert werden (BGR, 2024: Bericht zur Rohstoffsituation in Deutschland 2023, S. 176), stellt sich die Frage, ob die vermeintlichen Engpässe realistisch sind.
Je mehr Platten in einem Werk produziert werden, desto günstiger werden diese. Wir brauchen also einen Wandel von hoher Gipskartonproduktion hin zu hoher Produktion von Stroh- und Lehmplatten, dann werden diese auch günstiger.
Eine gute Kreislaufwirtschaft schützt unsere Umwelt und erhält Natur. Intakte Böden und Wälder sind für sauberes Wasser, gesunde Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe unerlässlich.
Für Rückfragen:
Steffen Jodl
Diplom-Biologe
Geschäftsführer
Tel. 0931/43972
0160 5611341
E-Mail: steffen.jodl@bn-wuerzburg.de
Hintergrundinformation: BUND Naturschutz (BN)
Der BN ist mit rund 266.000 Mitgliedern der größte Natur- und Umweltschutzverband Bayerns. Die Kreisgruppe Würzburg hat in Stadt und Landkreis rund 8.200 Mitglieder. Wir setzen uns für unsere Heimat und eine gesunde Zukunft unserer Kinder ein – bayernweit und direkt vor Ort. Und das seit 100 Jahren. Der BN ist darüber hinaus starker Partner im deutschen und weltweiten Naturschutz. Als Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist der BN Teil des weltweiten Umweltschutz- Netzwerkes Friends of the Earth International. Als starker und finanziell unabhängiger Verband ist der BN in der Lage, seine Umwelt- und Naturschutzpositionen in Gesellschaft und Politik umzusetzen.