Archiv 2016
Waldwirtschaft im Wandel
Waldführung mit Reinhard Heinrich am 15.10.2016
"Glaube mir, denn ich habe erfahren: Du wirst mehr in den Wäldern finden als in Büchern - Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst." (Bernhard v. Clairvaux, 1090 - 1153). Dieser Satz steht eingebrannt auf einer Tafel am Eingang des Waldstücks "Am Tiergarten". Die Teilnehmer an der Waldführung mit Forstwirt Reinhard Heinrich am 15. Oktober, organisiert von der Ortsgruppe des Bund Naturschutz, bekamen beides: Natur- und Walderlebnis und viel Wissenswertes über den Kürnacher Wald. Sie erlebten zwei vergnügliche Stunden. Auch die Kinder waren mit Eifer dabei.
Zunächst gab es eine Rückblende in dieVergangenheit der Waldnutzung. Von 1291 an bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der Forst als Mittelwald von den Holzrechtlern genutzt, die das Holz für Brenn- und Bauholz, für die Herstellung von allerlei Gerät und Fahrzeugen gebrauchten. Schafe, Ziegen und Schweine weideten im Wald. So war es nicht verwunderlich, dass sich der Wald nie zu einem echten Hochwald, wie ihn die heutige Forstwirtschaft anstrebt, entwickeln konnte.
Erst 1993 wurden von der Gemeinde unter Otto Habermann die Holzrechte abgelöst. Zudem forderte der Klimawandel seinen Tribut bei Fichten und Birken. Schon vor 30 Jahren fing man an, klimafeste Arten zu pflanzen, etwa die Edelkastanie. Heute finden sich im Kürnacher Wald außer Eichen, Birken, Aspen, Hainbuchen und einigen Douglasien und Fichten auch die Rotbuche, Wildkirsche, Baumhasel, Berg- und Spitzahorn, Elsbeere, Speierling, Walnuss und Schwarznuss, Ulme, Linde, Erberesche, Esche, Hemlocktanne, Weißtanne und Eibe.
So entstand in bewußter Umsetzung neuer Erkenntnisse, durch natürliche Verjüngung und mühevolle Neupflanzungen in 25 Jahren aus einem der schlechtesten Wälder Unterfrankens ein innovativer Vorzeigewald. Der jetzige Wald ist zwar vom Menschen beeinflusst, aber in ihm sind Ökonomie, gutes Aussehen und Ökologie vereint.
Sorgen macht dem Förster noch der starke Wildverbiss. Zehnjährige Eichenpflänzchen von kaum 30 cm Höhe zeugen davon. Nun versucht die Gemeinde wieder mit Einzäunungen dem Wald eine Chance zu geben, sich zu verjüngen.
Nicht nur den Kindern machten die Beobachtungen auf ihrem Streifzug durch den Wald großen Spaß. Da stieß man auf leuchtendrote Fliegenpilze. Ein Baumschwamm auf einer im Geäst hängenden Birke zeigte durch seinen waagerechten Wuchs, dass der Baum schon vor längerer Zeit entwurzelt wurde. Man entdeckte Spechtlöcher und "Spechtriegel", wo ein Specht den Saft des Baumes angezapft hatte. Wildschweine hatten an vielen Stellen den Boden auf der Suche nach Nahrung aufgewühlt. Den Tümpel im Waldstück "Kaltes Loch" benutzen sie als willkommene Suhle und an den Baumstämmen ringsum reiben sie sich ihren Pelz. An der Höhe der Schlammspuren kann man auf die Größe der Schwarzkittel schließen. Nadeln der Weißtanne spenden angenehmen Duft, wenn man sie reibt. Man erfuhr, woher der Begriff "astrein" kommt und wie die Eichen versuchen, alte Äste loszuwerden.
Bevor die Führung an den Hügelgräbern in der Flurlage Hart zu Ende ging, legten die Teilnehmer noch einen kurzen Halt am neuen, von Reinhard Heinrich geschnitzten Franziskus-Bildstock ein. Ein Teilnehmer meint: "Nach dieser `Wald-Erlebnis-Wanderung' schaut man mit anderen Augen, mit Bewunderung und größerer Hochachtung den Wald und die Bäume an."
Wiesenmahd 2016
Es war wieder so weit. Das Gras stand hoch, Blumen und Kräuter am Hang unserer BN-Wiese waren abgeblüht und mussten gemäht werden. Die langanhaltende Sonnenperiode Anfang September konnte dafür genutzt werden. Ein herzliches Dankeschön an den Bauhof, der uns den Balkenmäher lieh, und an den Biohof Friedbert Bieber, der uns das viele Heu abfuhr!
BN-Wiese mit neuen Info-Tafeln
Nach sieben Jahren waren die Informationstafeln auf unserer Pachtwiese in Kürnach an den Fischteichen durch die Sonne verblasst und kaum mehr lesbar. Auch das Holz hatte schwer gelitten. So entschied sich der Vorstand, neue Tafeln anzuschaffen. Allerdings ein finanzieller Kraftakt. Die Ständer wurden in Eigenleistung erstellt. So bieten die Tafeln wieder einen ästhetischen Anblick und viel Wissenswertes über das Leben auf einer Streuobstwiese und die Bewohner unseres tollen Insektenhotels.
Ist die Kürnach noch zu retten? Exkursion in Estenfeld entlang der Kürnach (9. April 2016)
Die Kürnach: Zurück zur Natur!
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aus dem Jahre 2000 fordert, dass 2015 alle Oberflächengewässer in einem guten ökologischen und chemischen Zustand sein sollten. 2013 haben die Gemeinden Estenfeld und Kürnach ein gemeinsames Gewässerentwicklungskonzept für die Kürnach von dem Umweltbüro FABION GbR aus Würzburg erstellen lassen, um Maßnahmen zur Umsetzung der WRRL durchführen zu können.
Zeit, eine Bilanz zu ziehen! Wie sieht sie in natura an der Kürnach konkret aus?
Dazu bat die Ortsgruppe des Bund Naturschutz die Diplom-Ingenieurin Carola Rein, die das Konzept erstellt hatte, in Estenfeld an einem Streckenabschnitt der Kürnach aufzuzeigen, welche Möglichkeiten einer Renaturierung und Revitalisierung des Baches und seiner Umgebung bestehen.
Gewässergüteklassen
Bei strahlendem Wetter trafen sich über zwanzig Interessierte, gemeinsam mit der 1. Bürgermeisterin Rosalinde Schraud, Gemeinderäten und Forst- und Landschaftspflegefachwirt Klaus Wolz, am Neuen Friedhof in Estenfeld.
An Hand einer Karte zeigte Frau Rein zunächst einmal die Strecken verschiedener Gewässerstrukturgüteklassen entlang des Bachlaufes, die von Güteklasse 7 (vollständig verändert) bis zur Güteklasse 2 (gering verändert) reichen. Die Gruppe wanderte dann am Ufer der Kürnach entlang bachaufwärts Richtung Kürnachtalbrücke. Dabei wurden die einzelnen Abschnitte unter die Lupe genommen, Mängel festgehalten und ihre Auswirkungen auf die ökologische Entfaltung bzw. Beeinträchtigung eines natürlichen Gewässers aufgezeigt.
Am Bach entlang
Bevor die Kürnach am Spielplatz nach der Kleintierzuchtanlage im Ortsgebiet komplett verrohrt unterirdisch weiterfließt, ist sie schon am Elsweg vertieft im geraden Lauf zwischen Straße und Acker in ein Steinbett gezwängt.
Das setzt sich auch in umgekehrter Richtung hinter Grill- und Bolzplatz und zwischen den Gärten weiter fort, wenn auch das steile Ufer nicht mehr so stark von der Steinbefestigung abgestützt und eingeengt wird. Platz für eine natürliche Vegetation ist aber nicht gegeben, zumal die Gärten an einer Seite bis auf einen schmalen Fußweg an das Ufer heranreichen. Hie und da führen betonierte Treppen in das schmale Bachbett, gelegentlich auch ein Schlauch, um Wasser bequem herauspumpen zu können. Grasschnitt ist in einem hohlen Baumstumpf versteckt. Ein Acker wird bis unmittelbar ans abfallende Ufer bewirtschaftet.
Der Bachlauf ist mit hohen alten Bäumen (Weiden, Erlen, Eschen, Pappeln) gesäumt, die nummeriert und sorgfältig ausgeschnitten sind. Niedriges Gehölz und "Unkraut" ist weggeräumt. "Fast schon zu ordentlich!" meint Erhard Reiniger vom Bund Naturschutz. "Eine gewisse Verwilderung und Selbstentwicklung einer natürlichen Bachflora ist nicht möglich." "Aus Sicherheitsgründen und wegen der Haftung sind wir gezwungen, möglichen Schadensfällen vorzubeugen. Anlieger und Spaziergänger erwarten sichere und unbehinderte Wege", hält die Bürgermeisterin dagegen.
Im oberen Bachlauf, wo die Kürnach Raum erhält, sich zu winden und zu schlängeln, ist die Natur fast in Ordnung. Aber die Landwirte wollen keine Verunkrautung ihrer Äcker. Also mäht dort die Gemeinde und beseitigt Gehölz und Hochstauden. Links und rechts gibt es einen Randstreifen von mindestens 5 Metern. Das Bachbett ist frei von Verbauungen. Es gibt Uferausspülungen und im Ansatz kleine Kiesbänke, unter Baumwurzeln Unterstände für Wassertiere und eine sandige Bachsohle. Dort nähert sich die Bachbeschaffenheit einem naturnahen Zustand.
Möglichkeiten der Renaturierung
Auf dem Rückweg wurden von Carola Rein viele Möglichkeiten der Renaturierung aufgezeigt, abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten: Zum Beispiel das Ufer abflachen, wo es möglich ist, den Gehölzbestand strukturreicher machen, Pflanzmaßnahmen im Uferbereich durchführen, das Bachbett in gemeindeeigenen Abschnitten aufweiten, mehr Strukturen im Bachbett und an den Ufern schaffen, Durchwirbelungen des Wassers ermöglichen, Gumpen anlegen, Gewässerverkrautung zulassen, Renaturierung von kleineren Steilabfällen, Schaffung eines kleinen Feuchtbiotops, Grünland als Pufferstreifen zwischen Acker und Bach und/oder Pflanzung eines Gehölzstreifens, Maßnahmen gegen Erosion aus Ackerflächen und gegen Nitrat- und Phosphoreintrag, um eine Eutrophierung des Gewässers zu verhindern. Veränderungen am linken Bachufer sind allerdings nur beschränkt möglich, da dort der Abwasser-Hauptsammler zwischen Kürnach und Estenfeld verläuft.
Und vor allem wurde die Gemeinde ermuntert, in ihrem Bemühen nicht nachzulassen, Landwirte und andere Anrainer zu überzeugen, einen Teil ihrer Flächen abzugeben, Nutzungsvereinbarungen zu treffen und Gewässerrandstreifen anzukaufen. "Boden ist wertvoll. So leicht gibt keiner davon etwas her", gibt die 1. Bürgermeisterin zu bedenken. "Die Alten verstehen nicht, warum man früher in den 60er und 70er Jahren bei der sogenannten Flurbereinigung die Bäche begradigt hat und jetzt auf einmal alles mit viel Kosten rückgängig machen will. Die Jungen akzeptieren das vielleicht eher und lassen sich darauf ein."
Zurück zur Natur
Damals war das Ziel, neue Flächen zu gewinnen und das Wasser schneller abzuleiten. Die Folgen waren, dass am Unterlauf die Hochwassergefahr stieg, das Gewässer seine Selbstreinigungsfähigkeit verlor, die Artenvielfalt zurückging und die Landschaft verödete.
Aus den Fehlentwicklungen hat man gelernt. Aus den verbauten Gewässern sollen wieder naturnahe Bäche werden, die vielfältige Lebensräume für Pflanzen und Tiere bieten, die Landschaft aufwerten und den Menschen Raum zu Erholung schaffen.
Die Gemeinde Estenfeld hat für dieses Jahr schon Mittel in den Haushalt für die Renaturierung gestellt und wird an der Verwirklichung des Konzepts weiter arbeiten. So viel ist sicher.
Zurück auf leisen Pfoten - 30 Jahre erfolgreicher Wildkatzenschutz in Bayern
15.03.2016 Vortrag von Ulrike Geise
"Zurück auf leisen Pfoten - 30 Jahre erfolgreicher Wildkatzenschutz in Bayern"
ULRIKE GEISE: Wildkatzenprojekt-Koordinatorin in Bayern, Sprecherin des BN-Arbeitskreises Artenschutz (ulrike.geise@bund naturschutz.de), Geschäftsführerin des Büros für Landschaftsökologie (PLÖG-consult GmbH & Co KG http://ploeg-gbr.de/UeBER-UNS/),
2. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Kitzingen http://www.kitzingen.bund-naturschutz.de
Obstbaumschnittkurs 05.03.2016
Am Samstag, den 5. März, trafen wir uns um 9 Uhr im Feuerwehrhaus in Kürnach. Obstbaumwart und Forstwirt Reinhard Heinrich führte uns an Hand von vielen anschaulichen Bildern und Merksätzen in die Kunst des richtigen Schnittes von Obstbäumen ein. Dabei ging es sowohl um den sachgemäßen Erziehungsschnitt als auch um die Behandlung älterer Bäume. Für Reinhard ist es ein Anliegen, möglichst vielen den Wert der Streuobstwiesen wieder nahe zu bringen und sie zu ermuntern, den Bestand zu erhalten oder zu vergrößern.
Anschließend wandten wir das Gehörte auf dem Hohen Höllberg an einigen jüngeren Bäumen an. Es wurde beraten, wo und wie geschnitten bzw. gesägt werden sollte und dann konnte jeder Hand anlegen und sich "austoben". Zuletzt waren alle mit ihrer Leistung hochzufrieden und der Besitzer der Bäume nicht minder. So hatte er sich eine Menge Arbeit gespart.